Technik die unser Leben vereinfacht
Durch die stetig ansteigende Lebenserwartung der in Deutschland lebenden Menschen und die sinkenden Geburtenraten ist absehbar, dass die deutsche Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zunehmend älter wird. Immer mehr Rentner stehen immer weniger erwerbstätigen Menschen gegenüber. Zudem bleiben ältere Menschen immer länger geistig und körperlich fit und stellen höhere Ansprüche an ihren Lebensabend.
Hieraus ergibt sich ein steigender Bedarf an Orientierungs-, Unterstützungs- und Hilfsangeboten für ältere Menschen. Das Rentensystem ist jedoch an seinen Grenzen angekommen und die private Altersvorsorge vieler Menschen reicht nicht aus für einen langen selbstbestimmten Lebensabend. Zumindest nicht mit heutigen Methoden der Altenpflege und Seniorenbetreuung. Einen möglichen Ausweg bieten technische Systeme, die aufgrund des technologischen Fortschritts der letzten Jahre zunehmend in der Lage sind Alltagstätigkeiten zu erleichtern oder zu übernehmen.
„Ambient Assisted Living" (AAL) steht für Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien in den Alltag einführen um die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen, vor allem im Alter, zu erhöhen. Ins deutsche übersetzt steht AAL für Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben.
In Deutschland engagiert sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) federführend für dieses Thema. Auf der Seite mtidw.de stellt das das Amt Fragestellungen, Antworten und aktuelle Projekte rund um Ambient Assisted Living vor. Das Thema wird unter "Mensch-Technik-Interaktion im demographischen Wandel" zusammengefasst.
Diese Webseite zu „Ambient Assisted Living“ soll sowohl die Problemlage „demografischer Wandel“ als auch erste gute Ansätze zur Bewältigung der damit einhergehenden Herausforderungen aufzeigen. Das Portal soll helfen, die europäischen und deutschen Aktivitäten zu „Ambient Assisted Living“ zu präsentieren.
Assistenzsysteme haben sich bislang nicht durchgesetzt
Während neue Technologien im Alltag fast aller Menschen bereits eine nicht mehr wegzudenkende Rolle spielen, gibt es kaum erfolgreiche Beispiele für den Einsatz neuer Technologien zur Steigerung der Lebensqualität älterer Menschen. Dabei sind die benötigten Technologien bereits vorhanden und könnten relativ einfach angewendet werden.
Warum finden vorhandene Konzepte und Technologien also nicht Einzug in den Alltag deutscher Senioren- und Pflegehaushalte?
Dies liegt daran, dass vorhandene Produkte nur selten einfach in der Nutzung und Installation sind. Viele Produkte sind noch zu technisch und potenzielle Anwender scheuen die Auseinandersetzung mit dem Neuen und Unbekannten.
Ein weiterer Grund für die mangelnde Durchsetzung vorhandener Technologien ist die fehlende Finanzierung. Senioren- und Pflegehaushalte scheuen die oft hohen Ausgaben. Die Pflegekassen finanzieren jedoch Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen. Pro Maßnahme werden hier bis zu 4000 Euro bezuschusst. Hierfür ist aber eine bewilligte Pflegestufe bzw. ein Pflegegrad erforderlich. Gerade zu Beginn einer Pflegebedürftigkeit ist die Bewilligung einer Pflegestufe oder eines Pflegegrades jedoch mitunter schwierig. Dienste wie der der Familiara Pflegeberatung helfen. Wer einen Pflegegrad beantragen oder einen Widerspruch gegen einen Pflegegrad einlegen möchte, wird fachkundig unterstützt. Damit entsteht die Grundlage für die einfache Bewilligung Wohnumfeld verbessernder Maßnahmen.
Ausnahme: Erfolgskonzept Hausnotruf
Eine positives Beispiel für ein erfolgreiches Assistenzsystem, das immer stärker genutzt wird ist das Hausnotrufsystem. Die pflegebedürftige Person erhält einen Sender mit einem Notrufknopf. In einer Gefahrensituation alarmiert das drücken des Knopfes die Angehörigen oder Pflegekräfte über die Gefahrensituation und den Standort des Senders.
Derartige Systeme werden mittlerweile zum Beispiel vom Deutschen Roten Kreuz oder den Johannitern angeboten. Wesentlicher Grund für die wachsende Verbreitung dieser Notrufsysteme ist die Finanzierung.
Hausnotrufsysteme werden vom GKV Spitzenverband als Pflegehilfsmittel zur selbständigeren Lebensführung/Mobilität betrachtet (Produktgruppe 52) und unter bestimmten Umständen von der Pflegekasse übernommen. Die Kosten der Systeme liegen in der Regel unter 20 Euro pro Monat. Allerdings ist für die Kostenübernahme ein bewilligter Pflegegrad erforderlich. Ob die Voraussetzungen hierfür gegeben sind lässt sich mit einem Pflegegradrechner recht einfach ermitteln. Das Hilfsmittelverzeichnis des GKV Spitzenverbandes findet sich hier.
Es bleibt zu hoffen, dass noch weitere sinnvolle Assistenzsysteme in den Hilfsmittelkatalog der Pflegekassen aufgenommen werden und damit deren Einzug in den Alltag der deutschen Pflegehaushalte befördert wird.