
Was ist Ambient Assisted Living?
Der demografische Wandel verändert unser Land. Im Jahr 2035 wird Deutschland eine der ältesten Bevölkerungen der Welt haben. Mehr als die Hälfte der Menschen wird dann 50 Jahre und älter, jeder dritte Mensch älter als 60 sein. Dies ist eine Herausforderung für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bezahlbare Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.
Durch eine frühzeitige Positionierung von Produkten und Dienstleistungen auf diesem wichtigen Zukunftsmarkt werden Chancen des demografischen Wandels wirtschaftlich nutzbar. Darin liegen auch Potenziale für neue Märkte. So kann die demographische Entwicklung zu einem Motor für wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung werden, sowie neue Exportchancen eröffnen.
Dazu sind Wünsche und Bedürfnisse der künftigen Nutzer einerseits mit den verfügbaren bzw. möglichen Angeboten der Wirtschaft, wie auf der Grafik zum AAL-Innovations Model dargestellt, zusammenzuführen.
AAL hat zum Ziel,
- die Zeit zu verlängern, die es älteren Menschen erlaubt mit Hilfe von Technologien in ihrer gewohnten Umgebung selbstbestimmt, autonom und mobil zu leben.
- die Gesundheit und Funktionsfähigkeit von älteren Menschen zu erhalten.
- einen besseren Lebensstil für Personen mit physischen Beeinträchtigungen zu ermöglichen.
- die private Sicherheit zu erhöhen und soziale Isolation zu verhindern.
- Pflegeeinrichtungen und Familien durch neue Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen.
- die Effizienz und Produktivität von Ressourcen in einer älter werdenden Gesellschaft zu steigern.
Marktpotenziale
Für die verschiedenen Aspekte des Themas "Ambient Assisted Living"gibt es bereits vielversprechende Marktzahlen. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Fakten, die die Marktpotenziale für AAL-Anwendungen aufzeigen:
- Es gibt in Deutschland ca. 38,2 Mio. Wohnungen mit ca. 170 Mio. Räumen (Stat. Bundesamt). Die Zahl der Single-Haushalte nimmt zu (2004 in Berlin über 50 %).
- Das IAT Gelsenkirchen sieht ein Potential von bis zu einer Million Arbeitsplätzen, wenn die Bedürfnisse und Kaufkraftpotentiale der Älteren verstärkt beachtet werden. Bei ca. einem Drittel der Älteren besteht Interesse an wohnbegleitenden Dienstleistungen (vorrangig Notruf, Pflege, Putz-/Haushaltshilfe, Mahlzeiten und Einkauf); allerdings ist eine tatsächliche Zahlungsbereitschaft für diese Dienstleistungen bei 70 % nicht vorhanden (FFG).
- Von über 65-jährigen haben 10 % kognitive Probleme, oft infolge eines Herzinfarktes. Bei über 85-jährigen benötigt die Hälfte Unterstützung im täglichen Leben.
- In Deutschland gibt es über 250.000 Parkinson-Kranke (die meisten davon sind über 50), diese führt bei 40 % der Erkrankten zur Demenz. Außerdem gibt es mehr als eine Million Alzheimer-Erkrankte; das Risiko, daran zu erkranken, verdoppelt sich ab dem 65. Lebensjahr alle 5 Jahre (nach Alzheimer Forschung Initiative e. V.).
- Die GfK hat 2004 ermittelt, dass die 30,2 Mio. Menschen der Generation 50+ über ein jährliches Nettoeinkommen von 643 Mrd. € verfügen – mehr als die 30- bis 50-Jährigen.
- Nach einer Umfrage in den USA (2000) wollen 84 % der 55 bis 64jährigen, 92 % der 65 bis 74jährigen und 95 % der über 74jährigen zu Hause bleiben.
- Ein Problemfeld ist die Adipositas (Fettleibigkeit). Laut Deutschem Ärzteblatt verursacht diese in Deutschland Kosten im Gesundheitswesen in Höhe von 25 Mrd. € (vorrangig durch die Behandlung der Folgeleiden wie Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen, orthopädische Schäden, ...). Jeder dritte Erwachsene und jedes sechste Kind sind bereits übergewichtig.
- In den USA wird geschätzt, dass 10 % der Bevölkerung Kandidaten für Gewichtsmanagement sind; weitere 10 %haben Diabetes (Technology Review Feb. 2004).
- Den weltweit größten häuslichen Pflege- und Gesundheitsmarkt repräsentieren die USA mit einem Volumen von 42 Mrd. $. Die Betreuung eines Alzheimer-Patienten im Heim kostet 64.000 $ im Jahr, zu Hause nur 20.000 $. Die Kosten für Home-Monitoring von Pflegepersonen werden mit 3-5 $ pro Tag angegeben; ein videobasiertes Monitoring kostet dagegen 35 $ pro „Besuch“. Eine Pflegekraft kann pro tag nur 15 Videobesuche machen, aber 500 Patienten telemonitoren.
- In Deutschland gibt es ca. 2 Mio. Pflegebedürftige; die Kosten haben sich in den letzten sieben Jahren auf 17,6 Mrd. € fast verdoppelt (Quelle: BMBF, 01.10.2004). Bei Einführung der Pflegeversicherung kostete ein Heimplatz 1.800 DM, heute (2006) fast 4.000 €; gleichzeitig sank der Lohn im Schnitt um 30 % auf 850 € netto; 40 % der Heime sind in privater Hand (M.Breitscheidel).
- In Deutschland verursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen Kosten von jährlich 35,4 Mrd. € und Diabetes von 31,4 Mrd. € (2002).